Die Gründer Akin Ogurol (links) und Thomas Dick

Das Unternehmen Immorow des Bremers Akin Ogurol ist ein Serviceportal für Versicherungen und Energie. Es richtet sich vor allem an Gewerbekunden.

Immorow-Firmeninhaber Akin Ogurol (l.) ist auch mit einem Laden in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofs präsent. (Christina Kuhaupt)

Fintech, Insuretech, Proptech. Noch nie gehört? Kein Problem – wer nicht täglich Wirtschaftsfachblätter liest, muss nicht unbedingt wissen, was das bedeutet. Neudeutsch stehen diese Begriffe für moderne technologische Entwicklungen in den Bereichen Banken- und Finanzwesen, Versicherungswirtschaft und Immobilienbranche.

Der Bremer Akin Ogurol benutzt gerne solche Anglizismen, um das Geschäftsmodell seines Unternehmens zu erklären, das sich im Grenzbereich zwischen genau diesen Wirtschaftszweigen bewegt. Immorow heißt das Vergleichs- und Serviceportal für Verträge mit Versicherungen und Energieversorgern, das sich vorwiegend an Gewerbekunden aus der Hausverwaltung und der Hotellerie richtet. Die Worte Immobilien und Tomorrow werden hier schon im Namen lateinisch-englisch zusammengedrechselt; Technologie von morgen also, die heute schon da ist.Mehr zum Thema

„Ziel ist es, die Nebenkosten unserer Kunden zu senken“, erklärt Ogurol die grundsätzliche Geschäftsidee von Immorow, das er Anfang des Jahres mit seinem Kompagnon Thomas Dick gegründet hat. Das Unternehmen mit insgesamt 14 vorwiegend freien Mitarbeitern digitalisiert alle Verträge über Energieversorgung und Versicherungen, überprüft sie und übernimmt bei Bedarf den kostenlosen Wechselservice. Neue Strom- und Gastarife verhandeln die Servicemitarbeiter direkt über die Leipziger Börse.

Eine Beispielrechnung findet sich auf der Immorow-Website für einen Großkunden mit 300 Häusern und 3600 Wohneinheiten. Die Verträge für Versicherungen und Energieversorgung sind zehn Jahre alt und liegen etwa 20 Prozent über dem derzeitigen Preisdurchschnitt. Durch den Service des Bremer Unternehmens sei ein Wechsel mit einer Ersparnis von 35.000 Euro für Energie und 25.000 Euro für die Versicherung möglich – jedes Jahr. Damit würden die jährlichen Nebenkosten für die Wohneinheiten um sechs Euro pro Qua­dratmeter sinken. Auch das Personal wäre durch die digitale Schadensbearbeitung entlastet, zwei Vollzeitangestellte könnten andere Aufgaben übernehmen.

Schäden online oder per Telefon melden

Verwaltet werden die Rahmenverträge von Immorow über eine App. Darüber sollen die Kunden jederzeit und an jedem Ort sehen können, bei welchem Anbieter sie welche Verträge abgeschlossen haben und wie hoch die Beitragszahlungen sind. Schäden können sie online oder per Telefon melden. Wände voller Ordner mit einer Papierflut an Unterlagen von Versicherungsfirmen und Energieanbietern mit völlig veralteten Tarifen, wie sie gerade bei größeren Betrieben aus der Immobilienbranche oder dem Hotelgewerbe anfallen dürften, sollen so der Vergangenheit angehören.

Akin Ogurol, kräftige Statur, akkurater Vollbart, modisches Poloshirt, spricht von der „All-in-One-Lösung“ und man glaubt ihm, dass er nicht nur so viel „Denglisch“ spricht, um sich den Anstrich eines weltmännischen Business-Typen zu geben. Business-Englisch, so scheint es, ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Denn auch wenn Ogurol das nicht so gerne hört, der 27-Jährige gelernte Versicherungsfachmann wirkt wie der personifizierte Start-up-Jungunternehmer: Neugierig, risikofreudig, redegewandt, ein bisschen Typ bunter Hund.Mehr zum Thema

„Mein Lebenslauf ist vier Seiten lang“, sagt er. Nach der Ausbildung in Köln und Bremen hätte er ganz klassisch eine Versicherungsagentur in Findorff übernehmen können, was ihm aber zu brav war. Stattdessen schlug er sich als Verkäufer durch, als Makler und sogar Schauspieler. „Teilweise hatte ich vier Jobs gleichzeitig“, erinnert er sich an seine berufliche Findungsphase.

2015 gründete er dann das Vergleichsportal einfachsparen24.de für Privatkunden, unter dessen Firmendach später auch Immorow entstanden ist. Inzwischen hatten sich gut 20 junge Leute aus verschiedenen Ecken Deutschlands zu einem Team um Ogurol herum zusammengefunden, um ein Geschäft auf die Beine zu stellen, von dem sie anfangs selber nicht genau wussten wohin es führen sollte. Es herrschte Start-up-Gründer-Atmosphäre wie aus dem Bilderbuch: Leben im Büro, wenig Schlaf, viele Ideen und aufputschende Getränke. „Das war eine wilde Zeit. Wir sind zum Beispiel durch Läden gelaufen und haben Flyer für Kfz-Versicherungen verteilt“, erinnert sich Mitgründer Thomas Dick schmunzelnd. Der 23-Jährige aus Nordrhein-Westfalen wirkt wie der charakterliche Gegenpart zu Akin Ogurol; ruhig, ausgeglichen, solides BWL-Studium kurz vor dem Abschluss.

Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-wirtschaft_artikel,-ein-serviceportal-fuer-versicherungen-und-energie-_arid,1928561.html